Workshop „Wohnungsbau in Castrop-Rauxel“

Am Samstag (08.02.) lud die Fraktion der Grünen Castrop-Rauxel ins Hotel Goldschmieding zu einem Workshop zum Thema “Wohnen in Castrop-Rauxel” ein.
Wieviel zusätzlichen Wohnraum brauchen wir in Castrop-Rauxel wirklich? Das war die Kernfrage, die Referent Gerhard Joksch mit den Teilnehmenden zu beantworten versuchte.
Joksch ist Planungsexperte und ehemaliger Baurat der Stadt Münster.
In seinen Inputs für die Diskussion der Teilnehmenden erläuterte Joksch die Grundlagen einer bedarfsgerechten und flächensparenden Siedlungsentwicklung, übte Kritik an der Flächenplanung der Stadt Castrop-Rauxel und wies auf notwendige Maßnahmen zur Förderung einer flächensparenden Stadtentwicklung hin.
Fraktionsvorsitzender der Grünen Bert Wagener stellt dazu fest: “Wir freuen uns darüber, dass Herr Joksch Castrop-Rauxel sehr anschaulich den Spiegel vorgehalten hat, indem er uns vor gravierenden Fehlannahmen gewarnt hat und uns alternative Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt hat. Denn wenn wir immer mehr Wohnfläche anstreben, ist das der falsche Weg. Die Flächen sind endlich. Ein ewiges Wachstum an bebauten Flächen ist in unserer Stadt unmöglich und aus aktueller Facheinschätzung auch nicht nötig”. So betonte Gerhard Joksch, der auf 25 Jahre Erfahrung als ehemalige Stadtentwickler von Münster zurückblickt, unter anderem, dass etwa der Regionalverband Ruhr (RVR) die Grünflächen Castrop-Rauxels als sehr wertvoll und erhaltenswert einschätzt und verwies auf die Möglichkeiten der Stadt, benötigten Wohnraum zu schaffen, ohne dafür zusätzliche Grünflächen vernichten zu müssen. So machte er anhand verschiedener Beispiele und konkreter Zahlen aus der Stadt deutlich, dass es zahlreiche Brachflächen oder nicht ausgeschöpfte Baubereiche in bereits bestehenden Siedlungsgebieten gibt, in denen durch verdichtete Bauweise Wohnraum geschaffen werden könne. Außerdem kritisierte Joksch die überproportionale Ausrichtung der örtlichen Bauvorhaben auf Einfamilienhäuser statt auf attraktive andere Wohnformen zu setzen.
Darüber hinaus wies der Referenten die anwesenden Lokalpolitikerinnen und -politiker auf die dringend zu klärende Frage hin, wie in Castrop-Rauxel mit den aktuell 1.500 leerstehenden Wohneinheiten umgegangen werden soll. „Statt neue Bauflächen zu schaffen sollte Castrop-Rauxel zunächst mal ein Maximum dieser Wohneinheiten aktivieren!“ In diesem Zusammenhang gab er aber auch zu bedenken, dass dieser überdurchschnittliche Leerstand auch darauf hindeuten kann, dass in Castrop-Rauxel schlicht kein Bedarf an zusätzlichem Wohnraum besteht und der ‘Markt möglicherweise gesättigt ist‘. Dazu Ulrich Werkle, Ratsmitglied der Grünen: „Es ist ziemlich erstaunlich, dass die Stadtverwaltung erst kürzlich eine Pressemitteilung rausgegeben hat, mit dem irreführenden Tenor ‚Die Bevölkerung in Castrop-Rauxel wächst, wenn auch langsam.‘ Denn das Gegenteil ist der Fall. Dass wir eine Vielzahl an zusätzlichem Wohnbauflächen für angebliche Neubürgerinnen und -bürger brauchen, so wie es ein Gutachten der Stadt aus 2019 suggeriert, ist schlicht falsch. Wir haben genug Wohnraum und bereits nutzbare Flächen im Bestand. Es fehlt offensichtlich lediglich die Ressource und die Bereitschaft der Stadtverwaltung, sich damit auch angemessen zu beschäftigen.“
Abschließend stellt Bert Wagener zu der Veranstaltung fest: “Es war uns heute wichtig und ist uns gelungen, fachlich einige dringenden Fragestellungen für unsere Stadt zu betrachten. Wir haben für unsere politische Arbeit wichtige Ansatzpunkte identifiziert und werden sie einbringen. Dazu gehört es unter anderem einen Grünentwicklungsplan aufzustellen, der unsere wertvollen Grünflächen schützt. Wir wollen prüfen, ob die Modernisierung und Reaktivierung von Wohnraum gefördert werden kann, statt neuer Bauflächen auszuweisen. Außerdem brauchen wir eine städtische Wohnungsgesellschaft, um das ‚Heft des Handels‘ wieder in unsere Hände zu bekommen und uns unabhängig von dem Willen der Investoren zu machen. Darüber hinaus gilt es für uns als unverzichtbar, bei allen politischen Entscheidungen insbesondere im Bau- und Umweltbereich, Klima- und Ökorelevanz der Vorhaben einzuschätzen und dies auch schon in den politischen Vorlagen zu benennen.“