Die Entscheidung ist gefallen: Ikea kommt (vorerst) nicht nach Castrop-Rauxel. Müssen wir uns ärgern. Bündnis90/Die Grünen meinen nein.
Und das aus vielen Gründen. Bis zuletzt blieben sowohl stadtplanerische, als auch ökologische Fragestellungen ungeklärt. Ob der noch in der alten Koalition zwischen Bündnis90/Die Grünen und SPD vereinbarte Kriterienkatalog überhaupt eine Ansiedlung ermöglicht hätte stand aus. Schließlich hätte für die Ansiedlung eine riesige bisher unbebaute Fläche geopfert werden müssen. „Wir können nicht den Raubbau des brasilianischen Regenwalds beklagen und vor der eigenen Haustür weiterhin die Landschaften zu betonieren“, meint Notburga Henke, die umweltpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen Ratsfraktion und Vorsitzende des Umweltausschusses.
Aber auch der Nutzen für die Stadt war immer fraglich: nur wenige Arbeitsplätze, davon die meisten im unteren Einkommensbereich, keine zu erwartende Steigerung der kommunalen Steuereinnahmen. Ikea ist europaweit berüchtigt für seine „kreative“ Steuerpolitik. Im Gegenteil waren von Bündnsi90/Die Grünen mögliche negative Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft immer wieder in die Diskussion gebracht worden. Dies galt insbesondere für das Begleitsortiment und die gastronomischen Angebote, die einen großen Teil des Ikea-Umsatzes ausmachen. „Am Ende schaffen wir auf der grünen Wiese ein paar neue Arbeitsplätze, aber unser Altstadt geht zugrunde“, meint Holger Schelte, Sprecher des grünen Stadtverbands.
Die Möbelbranche selbst ist keine Zukunftsbranche. Die Deutschen geben pro Kopf zwar wesentlich mehr für Möbel aus als die europäischen Nachbarn, teilweise fast doppelt so viel. Aber gerade das macht deutlich, dass „große Sprünge“ nicht zu erwarten sind. Aktuell findet im Möbelmarkt ein Verdrängungswettbewerb zu Lasten der kleinen und mittelgroßen, vor allem regional aufgestellten Möbelunternehmen statt. Die drei Großen, Lutz aus Österreich, Höfner aus Nordostdeutschland und Ikea, übernehmen lokale Möbelhäuser oder betreiben mit Neuansiedlungen Marktverdrängung. Insbesondere Ikea als Systemanbieter und Branchenprimus setzt dabei auf Verdrängung. „Nachhaltige Stadtentwicklung sieht anders aus“, meint Manfred Fiedler, Ratsmitglied und grüner Kandidat für die Wahl zum Bürgermeister. „Vielleicht ist es gut so, dass wir jetzt den Kopf freihaben und uns darum kümmern können, für und mit den Bürgerinnen und Bürgern die Stadt und die lokal verbundenen Unternehmen unsere Stadt zukunftsfest zu machen.“ betont Fiedler abschließend.