Sehr geehrte Frau Lasser-Moryson, sehr geehrter Herr Roehl, sehr geehrte Frau Cetin,
sehr geehrter Herr Kravanja,
wir bitten Sie, den nachfolgenden Antrag in der nächsten Sitzung des Betriebsausschusses
2, des Ausschusses für Generationen, Inklusion und Diversität, des Integrationsrates, sowie
in der Sitzung des Rates der Stadt am 20. Juni 2024 behandeln zu lassen:
Antrag:
Die Verwaltung wird beauftragt, ein Konzept für Castrop-Rauxeler
Teilhabekonferenzen mit dem Schwerpunkt „Armut“ zu erstellen, um eine solche
Konferenz ab dem Jahr 2025 in regelmäßigen Abständen stattfinden zu lassen. Ziel
dieser Teilhabekonferenzen soll sein, gemeinsam mit Politik, Zivilgesellschaft,
Wissenschaft und von Armut betroffenen Menschen aus Castrop-Rauxel
Handlungsmöglichkeiten der Stadt zu erarbeiten.
Themenschwerpunkte der Konferenzen können dabei neben einer besonderen
Beachtung des Anfang 2025 erscheinenden aktualisierten Sozialberichtes folgende
Aspekte von Armut sein:
- Armutsrisiken für Familien, Alleinerziehende, Kinder und Jugendliche sowie Frauen
- Armutsrisiken für Senior*innen
- Wohnungslosigkeit in Castrop-Rauxel
- Zusammenhang von Armut und Gesundheit
- Zusammenhang von Armut und Diskriminierung aufgrund von ethnischer Herkunft
- Sozial gerechte Gestaltung der ökologischen Transformation in Castrop-Rauxel
- Auswirkungen von Armut auf das soziale Miteinander und die Demokratie
- Einbezug von Politik, Verwaltung, Trägern der freien Wohlfahrtspflege, Expert*innen und
Betroffene in die Konzeptionierung
- Ergebnisse bereits abgeschlossener bzw. noch laufender Projekte zur
Armutsfolgenbekämpfung und Armutsprävention in Castrop-Rauxel und dem Kreis
Recklinghausen (z.B. gefördert vom Land NRW „Zusammen im Quartier“ und
Sozialplanung initiieren, weiterentwickeln und stärken“
Begründung:
Auch in einem reichen Land wie Deutschland ist und bleibt Armut eine der größten
Herausforderungen unserer Zeit, nicht zuletzt in vom Strukturwandel geprägten Regionen,
wie dem Ruhrgebiet. Armut manifestiert sich nicht nur in finanzieller Not, sondern auch in
verschiedenen anderen Dimensionen des Lebens – sie kann zum Teufelskreis werden.
Allgemein anerkannt ist beispielsweise die Tatsache, dass Bildungsarmut und
eingeschränkte Bildungschancen zu schlechteren Berufsaussichten und zu einem
niedrigeren Einkommen führen. Auf diese Weise wird Armut über Generationen hinweg
verstetigt. Arme Menschen werden oft auf vielfältige Art und Weise stigmatisiert. Diesen
Stigmata wollen wir entgegenwirken – denn sie führen dazu, dass arme Menschen
systematisch aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Stigmata bekämpft man vor
allem mit der Sensibilisierung für Themen. Von Armut betroffene Menschen sind täglich mit
Herausforderungen konfrontiert, die vielen Menschen unklar sind.
In unserer Gesellschaft zählt jeder Mensch gleich viel und wir dürfen niemanden
zurücklassen. Deshalb ist es entscheidend, gegen Armut in all ihren Facetten anzukämpfen.
Eine Teilhabekonferenz bietet die Plattform, alle relevanten Akteure – die Politik, die
Zivilgesellschaft, die Wissenschaft und betroffene Menschen – zusammenzubringen, um
verschiedene Aspekte von Armut zu diskutieren, Handlungsfelder zu identifizieren und
konkrete Lösungsansätze zu erarbeiten. Durch die Zusammenarbeit der genannten Akteure
können gezielt Programme und Initiativen zur Armutsbekämpfung entwickelt werden, die auf
die spezifischen Herausforderungen der Stadt Castrop-Rauxel zugeschnitten sind.
Soziale Ungerechtigkeit kann erhebliche negative Auswirkungen auf das Miteinander in einer
Gesellschaft haben. In einer Zeit gewaltiger gesellschaftlicher Spannungen und
wirtschaftlicher Herausforderungen ist die Stärkung des Miteinanders und des sozialen
Zusammenhalts unerlässlich. Dazu ist die Bekämpfung von Armut ein wichtiger Beitrag.
Mit freundlichen Grüßen
Daniel Molloisch
Vorsitzender der SPD Ratsfraktion
Timo Eismann
Fraktionsvorsitzender
Bündnis90 / Die Grünen