Castroper Appel: Gemeinsame Erklärung der Ratsfraktionen Grüne, SPD, CDU, FWI, Die Linke und FDP

Wir sind offen, tolerant und solidarisch

Castrop-Rauxel zeigt sich solidarisch mit Menschen, die aufgrund der Konflikte in der Welt ihr Land verlassen müssen. Sie werden verfolgt wegen ihrer Religion, Nationalität, Sexualität, weil sie einer bestimmten sozialen Gruppe angehören oder weil sie politische Überzeugungen vertreten. Sie flüchten vor Krieg, Vergewaltigung, Verschleppung, Vertreibung, vor der Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen. Es handelt sich hier um Kinder, Frauen und Männer, denen Folter oder sogar der Tod in ihrem Land droht.

Wie gehen wir mit diesen Menschen in höchster Not um? Mit denen, die vor Krieg, Verfolgung, Mord fliehen und zu uns kommen. Das ist eine Frage an uns alle. Lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung übernehmen. Geben wir den Kindern, Frauen und Männern, die bei uns Sicherheit suchen, das Gefühl: Sie bleiben nicht alleine. Zeigen wir ihnen, dass sie in Castrop-Rauxel willkommen sind.

Der Maßstab unseres Handelns ist das Grundgesetz. Es sichert jedem die Unantastbarkeit der Menschenwürde und Schutz vor Krieg und Verfolgung zu. Ganz gleich, wovon wir uns leiten lassen: Unser Umgang mit Flüchtlingen muss sich daran messen lassen können, ob wir ethischen Werten wie Mitmenschlichkeit und Respekt gerecht werden.

Wir, der Rat der Stadt, sind entsetzt, dass Menschen in Deutschland verfolgt, bedroht und angegriffen werden, weil sie Ausländer sind. Wir verurteilen, dass Fremdenhass und Gewaltanwendung von Teilen der Bevölkerung in Deutschland hingenommen wird. Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen in unserem Land Asyl suchende für Mängel, soziale Not und ungelöste Probleme in unserer Gesellschaft verantwortlich machen.

Wir in Castrop-Rauxel können das!

Hier haben wir Erfahrung mit Menschen, die neu in unserer Mitte leben wollen. Unsere Stadt ist durch Zuwanderung gewachsen. Wir haben in unserer Geschichte schon mehrfach bewiesen, dass wir Flüchtlinge integrieren können.

Wir brauchen einen überparteilichen, gesamtgesellschaftlichen Konsens in der Flüchtlingsfrage! In unserem Umgang mit Flüchtlingen darf es keine Missverständnisse geben: Diese Menschen sind uns willkommen.

Gleichzeitig erheben wir auch Forderungen gegenüber der Bezirksregierung, dem Land und dem Bund:

  • Wir sprechen uns für eine dezentrale Unterbringung von Asylsuchenden Menschen aus. Die Personen sollen gleichmäßig, im Verhältnis der Einwohnerzahlen der einzelnen Städte und Gemeinden, untergebracht werden.
  • Zu einer menschenwürdigen Unterbringung und einer Integration gehören für uns auch der Zugang zu Sprachkursen sowie eine sozialpädagogische Betreuung.
  • Eine frühzeitige Information der Stadt Castrop-Rauxel und seiner Einwohner über die Zuweisung der einzelnen Flüchtlinge, damit wir diese human organisieren können und die Bürgerinnen und Bürger der Stadt informieren können.
  • Eine Übernahme der Kosten durch Bund und Land, damit die Stadt Castrop-Rauxel in ihrer finanziellen Situation nicht weiter unter Druck gerät.

Wie kann es uns gelingen, diese Menschen erfolgreich zu integrieren?

Immer mehr Mitbürger machen sich auf, um Flüchtlingen zu helfen. Jeden Tag liest man in den Lokalausgaben von Menschen, die das Elend nicht kalt lässt, die aktiv werden in den Stadtteilen bzw. in der Nachbarschaft. Und wir sind dankbar für die vielen Menschen und Initiativen in unserer Stadt, die sich verstärkt für Flüchtlinge einsetzen. Diese Hilfsbereitschaft unterstützen wir! Wir müssen zugleich durch frühzeitige Informationen und Gespräche vor Ort noch stärker als bisher Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit leisten und möglichst alle Menschen auf diesem Weg mitnehmen. Auch diejenigen, die noch zweifeln oder Sorgen haben, die neue Situation nicht bewältigen zu können.

Wir schaffen das gemeinsam!

Je mehr Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt sich jetzt an die Seite dieser von Krieg, Verfolgung und Tod bedrohten Menschen stellen, umso deutlicher wird unsere gemeinsame Antwort auf die weiter steigende Zahl an Flüchtlingen ausfallen:

Wir hier haben die Kraft und die Bereitschaft für ein Bündnis der Menschlichkeit!

Wir werden diese Herausforderung meistern.

Denn Castrop-Rauxel ist offen, tolerant und solidarisch.

Der Castroper-Appel zum Download